Vor dem Schornsteinkauf – das ist zu beachten
Heizung und Abgasanlage bilden zusammen ein System und müssen für einen effizienten und gefahrlosen Betrieb perfekt aufeinander abgestimmt sein. Vor der Auswahl des passenden Schornsteins bzw. der passenden Abgasleitung sind daher einige Punkte zu berücksichtigen.
Brennstoff
Ein wesentliches Auswahlkriterium bei der Wahl des geeigneten Abgassystems ist der zum Heizen verwendete Brennstoff. Unterscheiden lassen sich die zum Heizen verwendbaren Brennstoffe nach ihrem Ursprung.
Fossile Brennstoffe sind vor Jahrmillionen aus abgestorbenen Pflanzen- und Tieren entstanden und bestehen überwiegend aus Kohlen- und Wasserstoff. Sie stellen eine endliche Energiequelle dar und setzen bei der Verbrennung große Mengen an gespeichertem CO2 frei. Zu den fossilen Brennstoffen zählen Kohle, Erdöl und Erdgas.
Als Biomasse dagegen werden regenerative Brennstoffe bezeichnet, die bis zur Nutzung noch aktiv am Kohlenstoffkreislauf teilgenommen haben, weswegen sie auch als „CO2-neutral“ eingestuft werden. Bekannte Biomasse-Vertreter sind Holz (Scheitholz, Pellets, Hackschnitzel), eigens zur Energiegewinnung angebaute Pflanzen wie Mais, Getreide und Elefantengras sowie Bioabfall aller Art.
Im Jahr 2021 wurde in Deutschland zu knapp 50% Prozent mit dem Brennstoff Gas geheizt, gefolgt von Heizöl mit 25%. Gas und Öl decken also rund drei Viertel der erzeugten Heizwärme, während Festbrennstoffe wie Scheitholz, Holzpellets oder Kohle auf einen Anteil von knapp über 6% kommen.
Abgastemperatur
Die Wahl des Brennstoffes hat entscheidenden Einfluss auf die Abgastemperatur und damit auch für die Vorauswahl der geeigneten Abgasanlage.
Gas- oder Öl-Heizungen fahren mit wesentlich niedrigeren Abgastemperaturen als Feuerungsanlagen, die mit festen Brennstoffen wie Holz oder Kohle betrieben werden. Dies gilt umso mehr für Gas-/Öl-Brennwertgeräte, welche die eingesetzte Energie sehr effizient nutzen, was für nochmals geringere Abgastemperaturen sorgt.
Gemauerte Schornsteine oder herkömmliche Schornsteine aus Beton benötigen eine hohe Abgastemperatur am Schornsteineintritt von 180°C – 200°C, so dass der Taupunkt bis zur Schornsteinmündung nicht unterschritten wird. Andernfalls würde sich im Schornstein Kondensat bilden und langfristig eine Durchfeuchtung bis hin zur Versottung des Schornsteins drohen. Sie sind deshalb nur für den trockenen Betrieb, also für feste Brennstoffe mit entsprechend hoher Abgastemperatur, geeignet.
Jeremias Edelstahlschornsteine sind ebenfalls für hohe Abgastemperaturen geeignet, dank feuchteunempfindlichem Material sind sie aber ebenso gut in Verbindung mit modernen Brennwertgeräten einsetzbar, bei denen die Abgastemperaturen kaum noch 80°C erreichen und eine Kondensatbildung im Schornstein sogar erwünscht ist (feuchter oder kondensierender Betrieb). Gleiches gilt für unsere Abgassysteme aus Kunststoff.
Druckdichtheit
Die niedrigen Abgastemperaturen moderner Brennwertfeuerstätten führen unter Umständen dazu, dass der natürliche Schornsteinzug gehemmt wird, denn kältere Luft steigt viel schwerer auf als die warmen Abgase beispielsweise von Festbrennstoff-Feuerstätten.
Um in diesem Fall dennoch einen ungehinderten Abzug der Abgase ins Freie und ein problemloses Brennverhalten zu gewährleisten, verfügen die meisten modernen Brennwertgeräte über einen integrierten Ventilator. Dieser unterstützt den Kamineffekt und sorgt für einen Überdruck in der Abgasleitung, was die Verwendung von druckdichten Abgassystemen notwendig macht.
Rußbrandbeständigkeit
Bei der Verbrennung von Festbrennstoffen entsteht Ruß, der sich im Schornstein absetzt. Wird trockenes Brennholz verwendet, dann lässt sich der im Abgasrohr abgelagerte Ruß vom Schornsteinfeger leicht entfernen.
Verwendet man aber zu feuchtes oder ungeeignetes Brennmaterial ein, setzt sich entsprechend auch feuchter Ruß an der Schornsteininnenwand ab. Dieser stellt aufgrund seines Feuchtegehalts zunächst keine Gefahr dar, kann aber mit herkömmlichem Kehrgerät meist auch nicht vollständig entfernt werden. Härtet er dann mit zunehmender Abgastemperatur aus, wird er zu einer hochentzündlichen Gefahr. Normaler Funkenflug aus dem Brennvorgang kann dann einen Rußbrand mit meterhohen Flammen am Schornsteinkopf und Temperaturen von weit über 1000°C im Schornstein auslösen.
Schornsteine für den trockenen Betrieb mit Festbrennstoffen müssen solch einen Rußbrand ohne Schäden wie beispielsweise Rissbildungen überstehen können, andernfalls wären sie hinterher unbrauchbar.
Auskunft über die Rußbrandbeständigkeit gibt die Klassifizierung des Abgassystems.
Alle grundsätzlich für den trockenen Betrieb zugelassenen Jeremias Systeme sind rußbrandbeständig (Kennzeichnung „Gxx“) oder feuchteunempfindlich (Kennzeichnung „Oxx“), sofern sie im kondensierenden Betrieb eingesetzt werden.
Nicht rußbrandbeständige Abgassysteme wie z.B. Kunststoffsysteme dürfen hingegen nur im feuchten Betrieb von Feuerstätten für flüssige oder gasförmige Brennstoffe angeschlossen werden.
Eine Besonderheit stellen unsere kondensatsäurebeständigen SILVER-Systeme dar, denn sie erlauben einen kondensierenden Anlagenbetrieb auch nach einem erfolgten Rußbrand, sie sind also feuchteunempfindlich und gleichzeitig rußbrandbeständig.
Durchmesser des Abgassystems
Die heute kühleren Abgastemperaturen würden in den früher üblichen Hausschornsteinen mit ihren großen Abmessungen meist nicht mehr zur sicheren Abführung der Abgase ins Freie ausreichen, was zu einer unzureichenden Verbrennung, dem Entweichen von Rauchgasen in das Gebäude oder einer drohenden Versottung des Kamins führen könnte.
Um den gewünschten Schornsteinzug zu erhalten, sind für die heutigen modernen Feuerstätten mit niedrigeren Abgastemperaturen kleinere Schornsteindurchmesser nötig. Diese sollten vom Fachbetrieb über eine Querschnittsberechnung angepasst auf die jeweilige Feuerstätte ermittelt werden.
Schornsteinhöhe
Auch die Schornsteinhöhe hat einen maßgeblichen Einfluss auf das Zugverhalten des Schornsteins. Grundsätzlich gilt: je höher der Schornstein, desto besser wirkt sich dies auf den Schornsteinzug aus.
Es sind die jeweiligen Mindestanforderungen an die Schornsteinhöhe zu beachten. Diese sind für Öl- und Gas-Feuerstätten in den unterschiedlichen Feuerungsverordnungen der Bundesländer geregelt, für Festbrennstoffe deutschlandweit einheitlich in der Bundesimmissionsschutzverordnung (BImSchV).
Mit den seit 01.01.2022 gültigen neuen Ableitbedingungen nach §19 (1) der 1. BImSchV darf sich die Schornsteinmündung bei neu installierten kleinen und mittleren Festbrennstoff-Feuerungsanlagen mit weniger als 1 MW Leistung nur noch in Firstnähe befinden, um die Luftqualität in Wohngebieten zu verbessern, insbesondere durch Reduzierung der Feinstaub-, Geruchs- und Rauchbelastung in der Nachbarschaft.
Zur Bestimmung der Mindest-Schornsteinhöhe nach §19 (1) BImSchV sind Dachform und - neigung des Hauses, der Abstand zum Nachbargebäude sowie die Leistung der Feuerstätte zu berücksichtigen. Grundsätzlich gilt, dass der Schornstein umso höher sein muss, je weiter er vom First entfernt ist (max. ¼ Gebäudebreite).
Alternativ zu den vereinfachten Berechnungen nach der BImSchV kann die erforderliche Schornsteinhöhe auch nach VDI 3781 Blatt 4 berechnet werden.
Alle Infos zum Thema finden Sie in unserem
Special „Neue Ableitbedingungen“
Raumluftabhängiger- oder raumluftunabhängiger Betrieb
Feuerstätten können die zur Verbrennung nötige Luft entweder über den Wohnraum (raumluftabhängig) oder über einen Zuluftkanal von außerhalb des Gebäudes (raumluftunabhängig) beziehen.
Vorteil des raumluftunabhängigen Betriebs ist, dass die sonst üblichen Anforderungen an das Mindestluftvolumen des Aufstellraums entfallen können und auch der simultane Betrieb von Feuerungsanlage und einer Lüftungsanlage oder einer Abluft-Dunstabzugsanlage ohne Einschränkungen gefahrlos möglich sind.
Die Frischluft kann dabei entweder per separates Zuluftsystem oder über ein konzentrisches Abgassystem (auch LAS-Schornstein genannt) erfolgen, bei dem die Zuluft über den Ringspalt zwischen Abgasrohr und Außenrohr zur Feuerstätte geführt wird.
Abnahme
Bei der Installation einer Heizungsanlage samt Abgassystem sind einige wichtige Vorschriften zu beachten. So sind beispielsweise die Mindestabstände zu brennbaren Bauteilen klar definiert und zwingend einzuhalten. Darüber hinaus muss sichergestellt werden, dass das Abgassystem zur Heizung passt, keine Abgase in den Wohnraum eindringen können, die Versorgung mit Sauerstoff gewährleistet ist, die Vorgaben bzgl. Schornsteinplatzierung und -höhe eingehalten werden und vieles weitere mehr.
Daher ist es ratsam, bereits in der Planungsphase den zuständigen Bezirksschornsteinfeger als Berater hinzuzuziehen. Dieser muss die gesamte Anlage vor der ersten Inbetriebnahme ohnehin abnehmen und kann wertvolle Tipps zur Installation geben. Die Installation selbst sollte dann idealerweise durch einen qualifizierten Fachbetrieb vorgenommen.